Der Salon der Perspektiven ist ein mobiler Ort des Denkens für neue Formen der Zusammenarbeit, der Solidarität und des Austauschs in Kunst und Wissenschaft.
Heute verstehen wir uns als Initiative zur künstlerischen Erforschung und Sichtbarmachung von Machtdynamiken in künstlerischen und wissenschaftlichen Berufen innerhalb der Dominanzgesellschaft. Dabei verfolgen wir einen queerfeministischen und intersektionalen Ansatz.
Der Salon der Perspektiven hat im Dezember 2020 die erste Ausgabe von >>YallahSalon<< veröffentlicht.
Mehr Infos unter salonderperspektiven.de
Rituale der performativen Selbst-Inventarisierung
Gesten der Erinnerung
Wie kann ein immaterielles Erbe, das uns Menschen mit Ritualen begleitet, zu einem greifbaren Inventarium werden? Drei individuelle Erfahrungen, Perspektiven und Historien treffen in dieser Arbeit aufeinander. B.EEF entwickeln mit kritischem Blick ein performativ-installatives Stück in dem Körper, Erinnerungen und Objekte in Ritualen inventarisiert werden.
Ausgehend von der These, dass unsere Körper und unser Verstand bewegliche, endliche Archive sind, wollen wir unser Wissen über unsere Familiengeschichten und Erinnerungen durch eine Praxis der Selbst-Inventarisierung festhalten, kritisch inszenieren innerhalb eines performativen Rituals, in welchem wir uns unseren drei individuellen Familiengeschichten zuwenden und Einblicke in unser Leben und unsere Vergangenheit geben werden. “Selbst-Inventarisierung” bedeutet ein Bewusstsein aus sich heraus zu schöpfen, im Hinblick auf die eigene Geschichte.
B.EEF sind Siddiquie und Fatima de Bossa. Die gemeinsame Arbeit der Künstlerinnen zeichnet sich durch figurative und illusorische Formen von Bewegung und Spiel aus, zwischen digitaler Welt und haptischem Raum. B.EEF beschäftigt sich vor allem mit Biografie und Körper, Geopolitik und Zeit und entwickelt eine kritische Praxis des Archivieren. Arbeitsorte sind Bochum, Berlin und Philadelphia.
Fakir Baykurt lebte in Duisburg und gehörte seit den 1980er Jahren zu den bekanntesten türkischsprachigen Literaten im Ruhrgebiet.
2019 war sein 20. Todes- und 90. Geburtsjahr. Anlässlich dieser Jubiläen entwickelten Fatima de Bossa und Nesrin Tanç, in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Silvia Dierkes, eine umfangreiche Literaturkarte: auf 2 x 2 Metern können wir uns visuell auf eine Reise durch Baykurts Ruhrgebiet und seine Literatur begeben. Erstmalig wurden im Rahmen dieses Projekts Teile von Baykurts 1986 erschienenem Werk Duisburg Treni in Deutscher Sprache lesbar gemacht.
Die Arbeit ist kontinuierlich im Fritz-Hüser-Institut in Dortmund zu finden.
Die Videoarbeit zeigt abwechselnd zwei Personen, deren Gesichter zu Beginn von langen, dunklen Haaren verdeckt werden. Sie bewegen sich langsam zu einem schnellen, verzerrten Beat, der den Ausstellungsraum fast beben lässt. Von donnernd bedrohlich wandeln sich die elektronischen Klänge zu sphärisch verträumt, wenn die Protagonist*innen uns schließlich ihre Gesichter zeigen.
Die Videoarbeit zeigt abwechselnd zwei Personen, deren Gesichter zu Beginn von langen, dunklen Haaren verdeckt werden. Sie bewegen sich langsam zu einem schnellen, verzerrten Beat, der den Ausstellungsraum fast beben lässt. Von donnernd bedrohlich wandeln sich die elektronischen Klänge zu sphärisch verträumt, wenn die Protagonist*innen uns schließlich ihre Gesichter zeigen. Ihre Augen sind stets auf uns Zuschauer*innen gerichtet, anklagend, während sie sich in all ihrer Wut und Stärke durch ihr Haar fahren, an ihnen ziehen und reißen. In einer Choreographie von Fatima de Bossa werden sie zu Tänzer*innen: ihre Bewegungen erzählen dabei in ihrer Weichheit oder Härte davon, wie sie sich von ihrem Schmerz befreien.
Die Tänzer*innen wenden ihren Blick nur von der Kamera ab, wenn sie sich in Liebkosungen ihrer Haare verlieren oder einander gegenüberstehen und der jeweils anderen fürsorglich Zöpfe flechten.
Erzählt wird von Selbstliebe, Empowerment und schwesterlicher Solidarität. Der Verletztheit und Ohnmacht auf dem Weg dahin wird unerschrocken Raum gegeben.
Die Arbeit entstand für die Gruppenausstellung DAS QUEERFEMINISTISCHE „WIR“? Initiiert vom Frauen*Kollektiv Münster für das FILMFESTIVAL MÜNSTER, gefördert vom Amt für Gleichstellung Münster, dem Autonomen Frauen*Referat des AStA der Uni Münster und dem AStA der Kunstakademie Münster.
5 Künstler*innen wurden eingeladen in der Neubrückenstraße in Münster einen Ausstellungsraum zu eröffnen: 5 Positionen, die den queerfeministischen* Blick suchen. Die Künstler*innen thematisieren Repräsentanz, Körper, Identität, Selbstinszenierung, Geschichte(n). Zu sehen sind Videoarbeiten, Installation und Mapping.
„In welcher Utopie werden wir beide leben?“ – Unter dieser Frage sammelte die Künstlerin Fatima de Bossa Ideen für Utopien. Die befragten Personen gestalteten ganz persönliche Einträge für ein echtes Poesiealbum.
Utopien formulieren und Poesiealben beschriften haben größere Schnittmengen, als ein erster intuitiver Blick vermuten lässt, bieten die haptisch wahrnehmbaren und handwerklich bearbeiteten Realien doch die Möglichkeit nach ganz persönlichen Vorstellungen die eigene Vision einer Utopie zu formulieren. De Bossa führte außerdem Gespräche mit den Gestalter*innen der Albumseiten. Die entstandenen Interviews werden als Audiospur, eingerahmt von Klängen, mit dem Utopiealbum präsentiert. Das Album in den Händen und die Stimmen dazu im Ohr bieten den Besucher*innen ein intimen Einblick in utopische Gedanken.
Die Interaktive Installation wurde im Rahmen der 40. Duisburger Akzente entwickelt und vom 17.03.2019 – 31.03.2019 in der Cubus Kunsthalle in Duisburg gezeigt.
Ein Bericht (von Rabia Çalışkan)
Ich laufe durch Duisburgs Novemberkälte auf dem Weg in die Harmoniestraße. Vor dem Lokal Harmonie stehen Leute, rauchen, trinken Wein. Innen werden die Wände warm von Scheinwerferlicht angestrahlt. Die Plätze im Publikum füllen sich, die vier Musiker und die Performerin treten auf. Jazzpiya machen Kırmancı-Musik mit westlichen Musikelementen wie Jazz, Reggae und Folk.
2020:
Als Co-Herausgeberin: Yallah Salon – Das Magazin der Perspektiven. Thema: Komplize*innenschaft. Herausgegeben vom Salon der Perspektiven.
2020:
Als Beitrag: Die Freude des Widerstands. In: Magazin #2: Sprache, Literarische Diverse. Herausgegeben vom Literarische Diverse Verlag.
2022:
Als Co-Herausgeberin: Yallah Salon – Das Magazin der Perspektiven. Thema: Arbeit + Illusion. Herausgegeben vom Salon der Perspektiven. Erscheint bei edition assemblage
Fatima Çalışkan, nach Lust und Laune auch Fatima de Bossa, ist Künstlerin und Moderatorin.
In ihrer künstlerischen Arbeit entwickelt sie politische Positionen und Inhalte zum Verhältnis von Biografie und Zugehörigkeit, Widerständigkeit und Arbeit. Fatimas Werk changiert zwischen den Genres und bedient sich szenischer Bilder, Videografik, Text und eigener Klangkompositionen. Dabei sind die Werke immer performativ konzipiert und funktionieren Ortsspezifisch. Künstlerisches Arbeiten ist für Fatima immer prozessorientiert und lebt von der Zusammenarbeit mit Kompliz*innen.
Informationen zur Tätigkeit als Moderatorin gibt es hier